Hexenmeister, 24. August 2023, um 14:32
Aber das ist doch in Franken!
blo17, 24. August 2023, um 14:39
Vielleicht beantwortet ja dieser Link eure Fragen…
https://kommunal.de/die-tourismus-hochburgen-deutschland
Blechkultur_Kim, 24. August 2023, um 15:11
zuletzt bearbeitet am 24. August 2023, um 15:13
@sool, vielleicht wird unterschieden ob Kuraufenthalt oder wirklich "Urlaub"
Aber KG ist definitiv schöner als Marktheidenfeld (keine Ahnung wie das auf einem Ranking wandert)!
https://www.travelbook.de/ziele/staedte/beliebteste-kleinstaedte-in-deutschland
ich kann ja jedem die Mosel / Platz 3 / Cochem ans Herz legen. Von Trier bis nach Koblenz kann man gemütlich 200km die Mosel entlang.
Für fast jeden was geboten, egal ob Fahrrad, Moped, Wandern, Familie, Sehenswürdigkeiten (zb Burg Elz).
Vulkaneifel hat auch einiges zu bieten.
Für Touren Camper ideal da Belgien, Luxemburg, Holland, Frankreich direkt um die Ecke ist.
Für Franken ist der Wein gewöhnungsbedürftig. Was hier halbtrocken ist, ist eher pappsüß! Ich glaub der trockenste Wein hier würde in Franken als süß/lieblich bezeichnet.
Aber läuft gut
Ich persönlich bin mittlerweile Holland Fan geworden. Hatte ich nie auf dem Schirm für Urlaub! Liegt wahrscheinlich auch daran das ich in 3-4 Std am Nordsee Strand bin. Nachdem halb Holland Urlaub an der Mosel macht bin ich dann in Holland.
Unfassbar weite Menschenleere Strände (je nach Uhrzeit, ab 18.00 hat man 500x200m für sich allen). Alles sehr sauber und gepflegt. Da schmeißt keiner Müll an den Strand. Für Hunde auch ein Paradies da die meisten Strände Hunde erlauben. Super freundliche hilfsbereite Menschen. Das größte Manko ist das Essen in Holland. Steakhaus, Fisch usw. mega da meist Bio Qualität. Aber sonst... Naja ich sag mal so, kann man es nicht frittieren, kann man es nicht Essen. Könnte man meinen. Als Snack mal frittiertes Nasi- oder Bamigoreng, oder Gulasch mit Kartoffel... ja das muss mögen
jGoetz, 24. August 2023, um 15:44
Sehenswert ist auch Forchheim in Oberfranken. Ein Besuch des weitverzweigtem Kellerwalds mit über 28000 Sitzplätzen auf dem Annafestes im Eichenwald ist einfach Kult. Bei einer Vielfalt an süffigen Fränkischen Biersorten, typisch Fränkischen Speisen und Schnäpsen von kleinen Brennereien ist ein Besuch der Bierkeller schon irgendwie Pflicht. Einige Bierkeller sind auch über das ganze Jahr geöffnet. Die Alte Stadtmauer mit seinem alten Stadtkern und der Kaiserpfalz wo unter anderem auch Könige gekrönt wurden, dass nun ein Fränkische Heimatmuseum beherbergt ist einen Besuch wert. Nicht weit davon liegt das Dörfchen Heroldsbach, das nicht nur wegen dem Freizeitpark sehr bekannt ist. Wohl durch die Marienerscheinung, wo in den 50er Jahren an manchen Wochenenden 50 bis 60000 Besucher und Gläubige den Weg nach Heroldsbach fanden ist auch über die Grenzen Deutschlands sehr beliebt. Kurzum, Forchheim die "Stadt ohne Mitleid", ein sehr aufwühlender Spielfilm mit Christine Kaufmann und Kirk Douglas wurde zum großen Teil auch in Forchheim gedreht.
"Stadt ohne Mitleid" – Wikipedia
"Heroldsbach Marienerscheinung" - Wikipedia
Die Stadt Forchheim und der Landkreis sind immer eine kleine Tour wert
kartnliesl, 25. August 2023, um 01:46
Um nochmal auf blo‘s rasend interessante Statistik aus dem Internet zu kommen, Bad Wörishofen ist eine der unattraktivsten Städte, die ich kenne.
die Umfrage muss vor langer Zeit erstanden sein, als noch groß Kurbetrieb dort angesagt war.
NormanBates, 25. August 2023, um 07:38
2
Bad Wörishofen ist potthässlich...
Soolbrunzer, 25. August 2023, um 07:59
@kim: Ich glaube, dass sowohl in KG als auch in NES die meisten Übernachtungen auf Kur / Reha basieren. Wer macht denn da Urlaub ?
Soolbrunzer, 25. August 2023, um 08:13
...und die Veröffentlicher merken ja selbst, dass ihre Statistik irgendwie nicht ganz das misst, was sie messen soll, wenn Schönefeld in Brandenburg auf glaub ich Platz sieben kommt, weil da eben viele Durchreisende zwängs des dort liegenden Berliner Flughafens übernachten. Auch da macht wohl kaum jemand Urlaub, und trotzdem legt uns das Ranking Schönefeld als Ziel für unseren nächsten Urlaub nahe... also ich warte da erstmal lieber einen Schnalli-Test ab, vielleicht gibt's da ja wenigstens das ein oder andere Architekturjuwel (aber wenn ichs mir recht überlege, könnte man das dann ja auch beim nächsten Berlin-Trip mitnehmen...)
Soolbrunzer, 25. August 2023, um 08:38
Oh, ich muss Abbitte leisten: Im Ranking geht's ja um Kleinstädte bis 20.000 Einwohner (genauer: 10.000 bis 20.000), da kann Bad Kissingen mit starken 23.000 Einwohnern natürlich nicht vertreten sein. Hammelburg schafft es tatsächlich auf einen ehrbaren Platz 207 (und ist damit unter den "positiv grünen" ersten 225 Rängen, danach wirds gelb^^). So gesehen doch eine interssant zu lesende Studie, auch wenn sie auf meine Urlaubsplanung kaum Einfluss hat und ich es schon merkwürdig finde, dass hier Sylt mit Bad Wörishofen verglichen wird. Dankeschön an Blo für diesen Beitrag, das ist genau mein Beuteschema an Lesestoff.
blo17, 25. August 2023, um 16:17
Hmmm… das von mir gepostete Ranking, welches KEINEN Tipp für schöne Urlaubsorte gibt, sondern lediglich sagt, in welchen Kleinstädten bis 10.000 Einwohnern innerhalb Deutschlands die Gastronomie, Bettenbelegung etc. boomt, ist also nicht euer Ding. Vielleicht gefällt euch ja die Erinnerung an einen früheren „Urlaubsthread“? Ich finde ihn köstlich…
https://www.sauspiel.de/forum/diskussionen/10...
Wünsche euch allen ein wunderschönes Wochenende und an tych: „Hab nen tollen Urlaub❣️“
PS. Blechkultur_Kim und jGoetz… herzlichen Dank für eure sehr interessanten und sympathischen Beiträge… 🫶🏻
Soolbrunzer, 25. August 2023, um 18:09
Ein "Ranking der beliebtesten Urlaubsziele" will also "KEINEN Tipp für schöne Urlaubsorte" geben... OK, strange, nehme ich aber mal so hin. Und ich muss widersprechen: Wie gesagt, das ist genau mein Ding - wie auch der nach oben gehievte Fred aus 2014, Danke auch dafür.
tych, 25. August 2023, um 23:21
lichen dank für die lieben wünsche, blo-gitte!
trotz urlaub bin ich hier ja nicht weg
@ sooli:
"beliebteste urlaubsziele" bedeutet auch bei kleinstädten relativ zur größe "massenbetrieb", z. b, neben timmendorfer strand, auch in scharbeutz, heiligenhafen etc. an der ostsee. brutal ist das hochhaushotel "maritim" (geschätzt 20 stockwerke) unmittelbar
https://tse1.mm.bing.net/th?id=OIP.eLMCqbaV9drTkUpcm23BbgHaG0&pid=Api&rs=1&c=1&qlt=95&w=125&h=115
in strandnähe in travemünde!
"schöne urlaubsorte" ist eben sehr individuell: vier oder fünf stunden durch die wüste oder buschsavanne zu fahren, ohne einem menschen zu begegnen, ist für uns z. b. "schön". touristisch absolut unerschlossene kleinststädte / dörfer zu erkunden, ist für uns "schön".
in deutschland ist z. b. die auch architektonisch feine kleinstadt einbeck in niedersachsen (einbecker urbock sollte einem bierkenner wie dir ein begriff sein) sehr attraktiv mit seinen vielen fachwerkhäusern. auch michelstadt im odenwald mit einem tollen rathaus (eine "kopie" dieses hauses gibt es übrigens in der brasilianischen kleinstadt blumenau, gegründet von einem deutschstämmigen apotheker). oder z. b. die fachwerkstädte quedlinburg (sachsen-anhalt), stade (niedersachsen), monschau (RW, Eifel) und auch celle (niedersachsen). auch goslar im nordharz (ebenfalls niedersachsen) ist ein beschaulisches städtchen. a propos harz: clausthal-zellerfeld im harz ist absolut öde und uninterssant! aber im harz kann man einige uralte bergwerke erkunden. die strassenverläufe im harz sind fahrtechnisch teilweise durchaus anspruchsvoll, sehr nett für moppedfahrer, aber viele blitzer und kontrollen! der brocken als höchster berg im harz ist aber ein echter massentouri-hotspot!
insiderhinweise jenseits von deutschland, von meiner seite her natürlich für das südliche afrika:
es gibt im seit 1994 weltoffenen, demokratischen südafrika durchaus
touristische locations wie den "Tembe Elephant Park", wo das "tourigeld" auch voll bei der
bevölkerung vor ort ankommt.
von 40 gästen, als wir dort waren, waren 36 gäste südafrikaner. dieser Tembe Elephant Park ist im eigentum des stammes der tembe, ohne jegliche "investoren",
und man lebt als tourigast quasi (bis auf die privatsphäre im befestigten hauszelt mit allem komfort, aber ohne unnötigen luxus: dusche im freien, umgeben von sehr dichtem busch) zusammen mit den leuten dieses stammes,
und mit unglaublich großen elefanten, löwenrudeln etc.. auch in der verwaltung dieses game
reserves befindet sich kein "alter weißer mann":
https://tembe.co.za/
via webcam kann man zu jeder zeit von jedem ort der welt aus beobachten, was sich an einem dortigen wasserloch für echte wildtiere rumtreiben. da kann man mit viel glück sehen, welchen spass elefanten haben, wenn sie sich im schlamm wälzen können tolle tiere!
ähnlich ist es auch in den zu zeiten der apartheit als rein schwarze
"homelands" bezeichneten staaten swaziland (heute eswatini) und lesotho. auch hier
besteht eine reine selbstverwaltung durch die entsprechenden stämme,
allerdings in einer knallharten, absolutistischen
monarchie. übernachtungen und gemeinsames essen im "kraal" (fein gegrilltes wildfleisch, ein horror für jeden veganer) gehören hier für touris
dazu! aber solche sachen gibt es natürlich nicht im reisebüro, die muss
man mühsam selbst vor ort erkunden. beim letzten mal lernten wir in
swaziland bei einer vorführung (ja, primär für touris) einen sänger vom stamm der eswatini kennen, mit formaler
gesangsausbildung als opernsänger! der hatte eine stimme zum luft
anhalten!
unglaublich tolle menschen, diese ("räusper") "n...r"! die leute vor
ort haben übrigens kein problem mit dem "n-wort", die kennen es nämlich kaum!
zu zeiten der apartheit wurden sie von den weißen "kaffer" genannt; auf
dieses wort reagieren sie aber natürlich extrem übel!
aber "so etwas weiß man eben vorher" ;-)
fast unbekannt: im hochwinter auf der südhalbkugel, also bei uns im juli und august, kann man in lesotho ski fahren: es gibt dort im drakensgebirge zwei skigebiete, sogar mit seilbahnen es kann also auch in afrika bitter kalt werden: wir mussten ende august beim mietwagen die scheiben abkratzen
bis denne
blo17, 01. September 2023, um 00:26
Da ich heute Abend keine Lust mehr dazu hatte, mich noch weiter mit Politik etc. zu beschäftigen, habe ich mich nach einer schönen 🏝️ Urlaubsgeschichte umgeschaut. Falls es jemanden so wie mir geht… Bitteschön:
Die Liebe auf Reisen
„If you need lovin‘, then hmm, mmm, I’ll travel.“ (The Sonics – Have love, will travel)
Viele Menschen suchen die Liebe auf Reisen. Andere hingegen gehen auf Reisen, um einer unglücklichen Liebe in der Heimat zu entfliehen, oder ihr Herz nach einer Enttäuschung vom Kummer abzulenken. Die Reiseliteratur quillt über von Geschichten über amouröse Begegnungen, die Reisenden eine Rückkehr in die Heimat vereitelt haben. Selbst dubiose RTL2-Reportagen berichten heute über diese besondere Art der Partnerfindung. Und in jedem Musik-Genre lässt sich mindestens einer finden, der die Liebe zwischen Reisenden besungen hat.
blo17, 01. September 2023, um 00:27
Als ich vor einigen Jahren meine lange Reise begann, wusste ich nicht, wie lange sie letztendlich dauern würde. Ich war auf alles gefasst. Alle Verträge in Deutschland waren gekündigt oder auf Eis gelegt, alle Rechnungen bezahlt, alle Schulden eingetrieben, mein Studium endlich abgeschlossen. Mein Hab und Gut war in klobige Kartons verpackt und im Keller meiner Eltern verstaut worden. Auch die Finanzen waren geklärt. Ich hatte einen Batzen Geld gespart, die Reise begann zudem mit einem Job in den USA. Und so hatte ich, als ich den One-Way-Flug nach San Francisco bestieg, wirklich nicht den geringsten Schimmer, wohin es mich am Ende verschlagen und wie lange ich von Zuhause wohl fortbleiben würde. Eine wilde Mischung von widersprüchlichen Gefühlen überkam mich, wenn ich genauer über meine außergewöhnliche Lebenssituation nachdachte: Freiheit, Einsamkeit, Abenteuer, Ungewissheit, Offenheit für alles.
Ich verließ Deutschland mit einem Herzen, das sich in einer Art Neutralzustand befand. Eine Beziehung war in die Brüche gegangen, nicht zuletzt, weil diese geplante Reise seit langer Zeit zwischen uns gestanden hatte. Doch die endlosen Briefe voller enttäuschter Worte sowie die bitteren Tränen am Telefon lagen schon eine Weile zurück. Ich war geläutert. „No hard feelings“, wie sich ein solcher Gemütszustand im Englischen viel prägnanter beschreiben lässt. Und gerade dieser Zustand machte mich offen für alles, was da kommen mochte.
blo17, 01. September 2023, um 00:28
Zwar hatte ich mein Leben zuhause gern. Und doch konnte ich mir damals auch wirklich gut vorstellen, woanders etwas völlig Neues aufzubauen. Meine ganze Familie ahnte, dass ich eventuell gar nicht mehr von dieser Reise zurückkehren würde. Sie empfanden diesen möglichen Ausgang als lauernde Gefahr, ich selbst begriff ihn als große Chance. Alleine die Tatsache, dass ein solcher Ausgang überhaupt im Bereich des Möglichen lag, versetzte mich bereits in einen ganz neuen Geisteszustand. Ich hatte schon damals so ein Gefühl, dass es im Leben nicht viele Momente geben würde, zu denen man in jeder Hinsicht so ohne Verpflichtungen ist. Ich hatte zuhause nichts, wohin ich zurückkehren musste – keinen Job, keine Partnerin, keine Wohnung, keinen Besitz, ja, nicht mal eine Idee, was ich eigentlich mit meinem Leben anfangen wollte. Wann, wenn nicht jetzt!
Natürlich hatte ich auch stets die Möglichkeit im Kopf, dass ich mich unterwegs verlieben und mir mit dieser Frau vielleicht sogar eine Existenz aufbauen würde. Irgendwo. Irgendwas. Würde man dann ja sehen.
Denn tief in mir drin bin ich ein großer Romantiker. Mit einer ausgeprägten Fantasie: Eine dunkelhaarige Schönheit in Mexiko, eine saribewandete Inderin mit Mandelaugen, eine freiheitsliebende Reisende aus irgendwo mit von der Sonne gebleichten Haaren… Als ich mir auf dem Flug all diese Möglichkeiten ausmalte, überkam mich ein warmer Schauer. Doch es sollte anders kommen.
blo17, 01. September 2023, um 00:29
Gebraucht man Liebe lautmalerisch als Synonym für Sex, so liesse sich schnell behaupten, dass die Liebe auf Reisen an jeder Ecke wartet. Denn, und das muss ich niemandem erzählen, der schon mal für eine Weile unterwegs war, ein amouröses Abenteuer lässt sich ‚on the road‘ deutlich leichter finden als zu Hause. Alle Reisenden befinden sich in einer Art Spezialmodus, herausgerissen aus ihren üblichen Beschränkungen, gesellschaftlichen Zwängen und Ängsten. Außerdem sieht man einander vermutlich eh nie wieder, da gibt es auch weniger zu verlieren. Und so ist auch noch der Verklemmteste am anderen Ende der Welt plötzlich in der Lage, seine Sexualität auszuleben.
Und so reiste ich und gab mich der ‚Liebe‘ hin, so ausgiebig wie die meisten Anderen, die ich unterwegs traf. Mal tat man sich für ein paar Tage zusammen, wenn die Reisepläne übereinstimmten. Oft schwor man sich, einander zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort wiederzusehen. So weit, so gut.
blo17, 01. September 2023, um 00:30
Mein Herz jedoch blieb kühl. Manchmal war ich kurz im Glauben, dass da mehr war, aber nach ein paar Tagen zog ich dann schließlich doch wieder alleine weiter. So sehr ich es mir manchmal gewünscht hätte, eine wirkliche Verliebtheit wollte sich einfach nicht einstellen. Vielleicht war es auch der omnipräsente Drang, auf dieser Reise noch so viel mehr Orte und Länder zu sehen, noch so viel mehr Menschen kennenzulernen, der meinen Emotionen unterbewusst einen Riegel vorschob. Ehe ich mich versah, saß ich jedenfalls wieder ganz alleine in einem alten Bus oder an einem neuen Ort und lernte auf die harte Tour, dass auch das Gefühl der Einsamkeit auf Reisen viel intensiver sein kann als zu Hause.
Doch dann, auf Caye Caulker, einer malerischen kleinen Insel vor Belize, passierte plötzlich und unangekündigt etwas, von dem ich sofort glaubte, dass es die ganze Reise verändern oder gar beenden konnte. Ich war mittlerweile etwa seit einem halben Jahr unterwegs.
blo17, 01. September 2023, um 00:30
Eines Morgens befand ich mich auf meinem obligatorischen Rundgang um die entzückende karibische Insel. Ich genoss die Sonnenstrahlen, die schwüle, salzige Luft und die Reggae-Schwaden, die immer mal wieder aus den simplen Hütten herüberwehten. Wie jeden Morgen passierte ich den Imbisstand von Marla, um zu checken, ob es auch heute wieder den besten Hummer der Welt zum Lunch geben würde. Würde es.
Doch kaum hatte ich den aus Treibholz improvisierten Stand passiert, blickte ich völlig unvermittelt in ein umwerfendes, gebräuntes Gesicht mit grünen Augen, umweht von strohblonden Haaren. Sie lächelte mich an. Es war um mich geschehen. Instantly! Ich war so durch den Wind, dass ich es nicht mal fertig brachte irgendetwas zu sagen. Stattdessen trabte ich einfach weiter, nun jedoch mit einem dümmlichen Grinsen quer über dem Gesicht.
Nennt mich naiv. Aber ich glaube an die Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte dieses sagenumwobene Gefühl einmal als Teenager erlebt, und es war gegenseitiger Natur gewesen. Ein emotionales Feuerwerk dieser Intensität hatte ich danach nie wieder gespürt. Doch das hier war nah dran!
blo17, 01. September 2023, um 00:31
In den nächsten Tagen dachte ich einzig und allein an sie, die mysteriöse Frau meiner Träume, an der ich vorbeigelaufen war, ohne zu handeln:
Wer war sie? Wo kam sie her? Wie hiess sie? Und, vor allem: War sie noch immer auf der Insel?!
Stundenlang lief ich von nun an jeden Tag alle Wege des kleinen Eilands ab, schaute in die Traveller-Bars und die 2nd-Hand-Buchläden, scannte die wenigen Strände, und machte sogar unregelmäßige Stichproben am Fährhafen. Einmal lüftete ich gar einen Vorhang zu einer der Hütten, da ich glaubte, sie habe sich vielleicht zu den kiffenden Einheimischen gesellt, die dort tagein, tagaus im Schatten in ihre Hallgeräte toasteten. Doch nichts! Weder sie, noch ihre unscheinbare Begleiterin tauchten wieder auf. Sie waren wie vom Erdboden verschlungen. Meine Hoffnung schwand, langsam aber zusehends.
Abends lag ich in der grob gewebten Hängematte meiner Terrasse und malte mir unser gemeinsames Leben aus. Vor meinem geistigen Auge sah ich unsere Nachkommen durch den Garten springen, sah sie und mich Hand in Hand, in weiß vor einem Priester stehen, obwohl ich nicht mal getauft war. Um den angenehm-unangenehmen Schmerz meines Liebeskummers noch zu unterfüttern, zupfte ich die mexikanischen Lieder auf der Gitarre, die ich an der Universität von Guadalajara gelernt hatte. In jedem einzelnen von ihnen ging es nur um Liebe und Enttäuschung. Ein einzelner Gecko, vermutlich in einer ähnlichen Situation wie ich, lauschte geduldig meinen Klageliedern.
blo17, 01. September 2023, um 00:32
So schwer mir die Entscheidung fiel, beschloss ich am dritten Tag der erfolglosen Suche, die Insel zu verlassen. Ich wollte eigentlich längst weg sein und Caye Caulker hatte mir wahrlich nichts mehr Neues zu bieten. Nicht mal Hummer mit Knoblauchbutter konnte ich mehr sehen… Nicht ganz frei von Zweifeln packte ich meine Habseligkeiten zusammen, in Gedanken versunken trug ich Rucksack und Gitarre zum kleinen Hafen, von dem aus die simplen Holzboote in Richtung Festland aufbrachen. Als ich mein Ticket bezahlt hatte und bereits zusammengekauert im Boot saß, wurden die Zweifel jedoch plötzlich riesig. Was, wenn diese Frau der eigentliche Grund für meine Reise war? Was, wenn sie vom Schicksal dafür vorgesehen war, die Mutter meiner Kinder zu werden?
Als das Boot gerade abgelegt hatte und der Mann am Steuer schon im Begriff war, den Außenborder anzufeuern, hielt ich es nicht mehr aus. Ich sprang auf und rief „Alto! (Stop!)“ Die anderen Reisenden betrachteten mich mit einer Mischung aus Unverständnis und Genervtheit. Doch nun war mir alles egal. Ich nötigte den Fährmann, zum Pier zurück zu paddeln, dessen fragenden Gesichtsausdruck ich mit nur einem Wort quittierte: „Amor!“ Wie erwartet beseitigte das umgehend seinen ganzen Missmut und er vertäute das Boot sogar noch einmal sorgfältig, damit ich auch sicher an Land kam. Schulterzuckend blickte er als Entschuldigung kurz in die Runde der anderen Passagiere. Es war „Amor“ im Spiel, was konnte er da schon ausrichten?! „Amor“ (Liebe) und „Corazón“ (Herz) – in diesem Teil der Welt konnte man mit diesen Begriffen nahezu alles rechtfertigen!
blo17, 01. September 2023, um 00:32
Und dann lief ich noch einmal um die gesamte Insel, diesmal mit meinem ganzen Gepäck. Und einer mittlerweile an Wahnsinn grenzenden Entschlossenheit. Ein verzweifelt nach der Liebe Suchender. Ein von einer romantischen Idee Besessener. Ich hatte das Gefühl, jeder konnte mir ansehen, was in meinem corazón vor sich ging. Menschen machten mir ungefragt Platz, als ich jeden Quadratzentimeter der Insel nach meiner Traumfrau durchkämmte. Doch ich fand sie nicht. Wieder nicht.
Eine Stunde später hatte ich mir ein neues Bootsticket zum Festland gekauft und saß niedergeschlagen auf meinem Rucksack. Diesmal war ich entschlossen, die Insel zu verlassen. Ich gab mich geschlagen. Meine Angebete war weg, vermutlich schon seit Tagen. Ich hatte die Chance schlicht und einfach verpasst. Irgendetwas wollte mir das Schicksal vermutlich damit sagen. Irgendwann würde das sicher alles Sinn ergeben.
blo17, 01. September 2023, um 00:33
Noch immer konnte ich kaum glauben, dass mich dieser eine kurze Blick in ihr Gesicht so sehr aus der Bahn geworfen hatte. Doch nun war es vorbei. Aus und vorbei. Kein Grund, weiter darüber zu spekulieren, was wohl aus uns geworden wäre. Ich würde mich nun einfach auf schnellstem Wege zurück aufs Festland begeben, dort ein paar Biere trinken und dann den ersten Bus in Richtung Honduras besteigen. Ein neues Land, um auf neue Gedanken zu kommen. Das war meine Geisteshaltung der Stunde.
Doch der Kapitän der Barke machte mir einen Strich durch die Rechnung. Während erneut knapp 15 Leute ungeduldig auf die Abfahrt warteten, fragte mich der Alte in aller Seelenruhe, was mit mir eigentlich los sei:
„Aufs Boot drauf, vom Boot runter, wieder aufs Boot drauf…“
blo17, 01. September 2023, um 00:34
Mein Spanisch war mittlerweile gut genug, um ihm zumindest einen kurzen Abriss des inneren Zwiespalts zu geben, der mir das Herz zerriss. Die Wörter corazón und amor fielen unweigerlich mehrere Male, ich kam gar nicht drumherum. Als ich zu Ende gesprochen hatte, griff der betagte Mann sich meinen Rucksack und lud ihn höchstpersönlich wieder aus dem Boot aus. Dann bat er mich, ihm mein Ticket zu übergeben und sagte, er würde es gut verwahren. Und jetzt sollte ich bitte endlich die Frau finden, die mich so verzaubert hatte! Verstand ich ihn richtig, sagte der alte Insulaner mit dem faltigen Gesicht, dass man eine solche Chance nicht oft im Leben bekomme. Tauche sie aber auf, dürfe man sie unter keinen Umständen verstreichen lassen!
Und so machte ich mich ein weiteres Mal auf die Beine, und klapperte all die schmalen Sandpfade ab, die die Insel umrundeten. So langsam nahm das alles absurde Züge an. Ein paar der wenigen Einwohner Caye Caulkers grüßten mich bereits mit einem spöttischen Unterton. Und doch hatte ich diesmal ein unterschwelliges Gefühl, dass ich sie nun endlich treffen würde. Sie befand sich aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz doch noch immer auf der Insel. So esoterisch es vielleicht klingen mag, ich konnte spüren, dass sie ganz in meiner Nähe war.
blo17, 01. September 2023, um 00:36
Nach nur zehn Minuten Fußmarsch erblickte ich sie von Weitem. Sie saß im Bikini auf einer Mauer am Strand und las ein Buch. Mir fiel das Herz in die Hose. Nicht nur ihr Gesicht, auch ihr Körper war so perfekt, dass es fast wehtat. Ich war kurz davor, einfach wieder wortlos an ihr vorbeizulaufen. Doch noch einmal durfte mir das nicht passieren! Und so nahm ich all meinen Mut zusammen, marschierte strammen Schrittes zu ihr hinüber und sagte entschlossen Hallo. Ihre grünen Augen blickten mich schräg von unten an und wirkten auf mich so zauberhaft wie isländische Geysire. Ihr Mund, ganz offensichtlich zum Küssen gemacht, formte ein Lächeln, das mich an den Rande einer Ohnmacht brachte. „Hi!“, strahlte sie mich an, als hätte sie den ganzen Tag, ja, ihr ganzes Leben nur auf mich gewartet. Ich hätte weinen mögen vor Glück.
Doch wieder kam alles ganz anders...
Fortsetzung folgt morgen… …
gute Nacht