Schafkopf-Strategie: Anspielen der Rufsau

Ex-Sauspieler #1966, 04. Januar 2008, um 14:32

Servus,

ich sehe immer wieder gute Spieler die Rufsau anspielen, obwohl sie noch Trumpf haben oder andere Farben anspielen könnten.
In welchen Situationen kann das sinnvoll sein, außer wenn ich mich dem Spieler zu erkennen geben will?

Ich kann's nicht wirklich nachvollziehen.

Nurdug, 04. Januar 2008, um 14:45
zuletzt bearbeitet am 04. Januar 2008, um 14:47

Ich meine mich zu erinnern, dass wir das Thema schon mal ausführlich behandelt haben. Allerdings hat die Forumssuche auch keinen entsprechenden Thread ausgespuckt...

Ich suche fast nie die Rufsau selber.

Ausnahme:
Ich hab noch 2 Karten auf der Hand und die Ruf ist noch nicht gesucht worden.
Dabei ist es für mich unerheblich, ob die andere Karte Trumpf oder a Spatz is. Wenns a Spatz is, kanns gut sein, dass mei Mitspieler a höhere Karte ausspielt und wir damit den letzten Stich noch machen.
Wenns noch a Trumpf is, dann mach ich vielleicht noch den letzten Stich, auch wenn die Gegner die Rufsau zamstechen.

Im Zweifelsfalle würde ich aber - wie du auch, aufdieOide - Trumpf oder eine andere Farbe anspielen.

Fitsch, 04. Januar 2008, um 16:39
zuletzt bearbeitet am 04. Juli 2008, um 17:07

Rufsau geht am ehesten durch wenn man nicht selber ne andere Sau hat.

Und den Gegner mit Antrumpfen die Trümpfe zu ziehen ist halt auch nicht das wahre ....

@edit:
Streiche andere Sau, setzte "andere Suchfarbe". War wohl ein Bier zuviel.

Horrido

Nurdug, 04. Januar 2008, um 16:43

"Rufsau geht am ehesten durch wenn man nicht selber ne andere Sau hat."

Wie kommst du denn darauf? Das is doch völlig unerheblich.
Das einzige was fürs durchgehen der Rufsau wichtig is, ist die Anzahl der Karten dieser Farbe bei den einzelnen Spielern.

Und wie möchtest du, wenn nicht durch Trumpf anspielen, den Gegnern sonst die Trümpfe ziehen? Für mich nicht logisch...

surf, 04. Januar 2008, um 17:17
zuletzt bearbeitet am 04. Januar 2008, um 17:25

@ fitsch sowas dummes hab ich noch nie gelesen ...^^

sau läuft halt wenn man selber eine farbe der farbe in der die gesuchte sau ist hat zu ca. 69 %

2 farben der sau hat zu ca. 48 %
3 farben der sau hat zu ca . 16 %

Thanathan_vF, 04. Januar 2008, um 19:23

ich spiel mei rufsau dann aus, wenn die anere kei trümpf mehr habe, oder ich als trumpf nur noch schmier(HA, HX) hob..well die anzuspiele halt ich für n relativen schmarn(was aba a manche leute hier mache...)

ansonsten spiel ich sie auch dann an, wenn mein mann seine ruffarbe wegwerfen konnte, und ich nun davon ausgehe das er auf der ruffarbe frei ist...

Ex-Sauspieler #1966, 04. Januar 2008, um 19:33

@xX_777_Xx: In den meisten Fällen ist meiner Meinung nach ein trumpffreier Gegner mehr wert als die 10/11 Punkte, die man dabei eventuell (!) verliert.
Wenn die anderen keine Trümpfe mehr haben ist's klar.

Thanathan_vF, 04. Januar 2008, um 19:40

da versuch doch dann lieber ne sau der gegner mit meine Hsau zamzusteche, dann verliere ich keine 11, sondern gewinne im obtimalfall 36 punkt (2 säu, ein 10ner, un n K) :)

denn nachdem mein sau gelaufen is karte ich in so ner situation nach, oder nehm die nächste farbe... am wahrscheinlichsten ist es doch des mein mitspuiler darauf frei is..schließlich hat er gerufen und sollte somit nicht gerade total punte karten halten ;)

zaurus, 04. Januar 2008, um 20:00

@ aufdieOide

Da kann ich Dir nur Recht geben. Alles andere ist ein Schmarrn, zumal die Hoheit des Spiels beim Spieler liegt und nicht beim Mitspieler. In 50% der Fälle fängt der Spieler dann die Sau ab und den Gegenspielern fehlt so oder so jetzt ein Trumpf.

Ex-Sauspieler #1966, 04. Januar 2008, um 20:21

@zaurus:

Danke. Wie schon im Karten-merk-Thread ganz meine Meinung.
Wir müssen mal miteinander spielen, wir sind ja Brüder im Geiste, was Schafkopf-Philosophie angeht.. :-)

Ich freue mich trotzdem, wenn jemand meine Eingangsfrage klären kann. Ich sehe einfach öfters erfahrene Spieler, die (scheinbar?) ohne triftigen Grund die Rufsau anspielen.

Bettler, 04. Januar 2008, um 20:45

Suchen als Spieler beim 1. Stich kann einen raffinierten Grund haben. Nämlich bei wirklich unkaputtbar guten Karten ein Kontra zu provozieren vom freien Gegenspieler und dann re geben. Der Trick funktioniert statistisch gesehen genau alle 2,31 Jahre.

surf, 05. Januar 2008, um 00:44

@ weil dann der partner weis mit wem er zusammengehört und weisl ja in 7 von 10 fällen gut geht und man durch trumpfausspielen äusserst selten erreichen kann dass der wo trumpffrei wäre und die sau stechen könnte .
desweiteren hat man oft ne 2 te sau dazu dann spielt ma halt eine sau anch der anderen ( nennt man las vegas technik ) .

las vegas technik erhöht zwar die gewinnchancen nicht aber den unterhaltungswert eines sauspiels .
n sauspiel kostet eh sowenig dass der spieler mehr auf den unterhaltungswert schaut und der spass im vordergrund ist , als läpische 10 zu gewinnen oder zu verliern .

Ex-Sauspieler #1966, 05. Januar 2008, um 02:32
zuletzt bearbeitet am 05. Januar 2008, um 11:07

.

baumbua, 05. Januar 2008, um 14:30

also es kann vorkommen, dass man ein sauspiel mit eher abgründig schlechten karten spielt - ich würd so was ja nie machen;))) - und derjenige dann gerne wüsste a) zu wem er gehört und b) was derjenige kann. danach weiss man dann wie man weiterspielen sollte und ob das überhaupt sinn macht;). aber sehr selten, und meiner meinung nach ned wirklich sinnvoll - wennst as verlierst, dann merkst es so oder so no früh genug.
n andrer fall is wenn ich mit halbwegs ordentlichem rufspiel an stoss krieg, dann kann ich auch gleich suchen, dann kommt der stosser wenigstens raus danach und ich kann reagieren. auf blöd geht se, dann weiss ich schon mal mehr über die stosskarten und kann mei spiel drauf einstellen.

Ex-Sauspieler #14713, 09. Februar 2008, um 00:55
zuletzt bearbeitet am 10. Februar 2008, um 13:16

Als Mitspieler die Suchsau aufzuspielen, hat in der Tat einen tieferen Sinn, wenn man dies nicht aus einer Laune heraus tut. Läuft die Suchsau nämlich, so spielt man danach eine weitere Fehlfarbe aus. Damit deutet man seinem Partner an, dass man auf der dritten Farbe frei ist. Bei guten Spielern kann man die Kenntnis dieser taktischen Variante unterstellen. Die geschilderte Vorgehensweise macht freilich nur dann Sinn, wenn man selbst trumpfschwach ist und tatsächlich auf der dritten Farbe frei ist. Ich will mal ein Beispiel geben: Angenommen ich werde auf Eichel-As gerufen vom Spieler an Position 2 und führe in Vorhand etwa folgendes Blatt: Eichel-Unter, Herz-10, Eichel-As, Eichel-10, Eichel-König, Laub-10, Laub-König, Laub-8; Das Aufspiel von Herz-10 wäre riskant, da ich nicht weiß, wo der Eichel-Ober sitzt. Das Aufspiel von Eichel-Unter ist suboptimal, da eine mittelhohe Karte vom Rufenden sicher nicht überstochen wird und die Gegner infolgedessen leicht an den Stich kommen. Laub-Aufspiel wird vermutlich vom Rufenden gestochen werden, ohne dass er Informationen zu seinem Mitspieler hat (Man darf vermuten, wenn der Gerufenene Schell frei ist, sollte es nicht noch einen weiteren Spieler mit dieser Eigenschaft geben. Da der Rufende jedoch auch Eichel haben muss, wird er vermutlich Laub frei sein, da ein Rufspiel mit drei Fehlfarben eher unwahrscheinlich ist.). Im Gegenteil: Der Spieler muss vermuten, dass einer seiner Gegner nicht suchen konnte und wird schleunigst Trumpf ziehen. Das muss aber gerade vermieden werden, wenn der Schell-Abstich gelingen soll. Sollte der Rufende selbst nicht viele Trümpfe haben, so kann der erwartete Schell-Abstich mit Herz-10 den Sieg durchaus bringen, sofern man sich nicht durch Trumpfaufspiel zu Beginn leichtfertig der wenigen Trümpfe begibt (zumal mit Verlustgefahr!). Der Verlust der Suchsau muss zwar einkalkuliert werden, kann aber durchaus verschmerzt werden, zumal in Eichel die Punktkarten selbst geführt werden und auch die Trumpfschmier sich hälftig in der eigenen Hand befindet. Damit sollte ein evtl. Abstich nicht sonderlich hoch ausfallen (z. B. Eichel-As mit zwei Eichel-Luschen und Herz-König). Außerdem darf man wohl annehmen, dass der Rufsauverlust ohnehin unvermeidlich ist. Hat man als Gerufener selbst wenig Trümpfe, so dürften die Gegner umso mehr haben und früher oder später ohnehin suchen könnnen. Daher am Besten gleich den "Offenbarungseid" leisten und die Suchsau auf den Tisch. Hingegen wird der Schell-Abstich sehr wahrscheinlich. Die Gegenspieler ziehen jetzt erwartungsgemäß Fehlfarbe. Ist es Schell, so kann man stechen. Ist es Laub, muss man zwar bedienen, doch ist dem aufmerksamen Rufenden zu Beginn das Aufspiel der Rufsau ja nicht verborgen geblieben. Er weiß jetzt, dass er Schell anstatt Trumpf spielen sollte (sofern er die Sau nicht selbst hat), um seinem Mitspieler die Stichchance einzuräumen. Außerdem weiß er, dass sein Mitspieler wohl nur zwei Trumpf haben wird (da kein Trumpfanspiel! Die Möglichkeit, dass der Gerufene gar kein Trumpf hat, ist zwar gleichfalls denkbar, aber stochastisch eine eher zu vernachlässigende Größe) und kann sein Spiel entsprechend darauf ausrichten. Fazit: Bei Erfolg wurde die Trumpfschmier gerettet und zusätzlich konnte man noch Schell stechen anstatt zu Beginn Trumpfschmier an die Gegner zu verballern, Schell zu verschenken und die Suchsau ohnehhin zu verlieren. Mit etwas Glück geht auch noch die Suchsau heim. Wenn aber nur zwei der drei günstigen Ereignisse eintreten, ist der zu vergleichende Punktesaldo günstiger und rechtfertigt allemal das Aufspiel der Suchsau.

Auch baumbuas Überlegungen sind richtig, da vielfach die Suchoption vom Rufenden selbst genutzt wird. Dies macht ein Rufender insb. dann, wenn er im Spielverlauf erkennt, dass die Gegner trumpfmäßig besser sind. Spieler ziehen nur solange Trumpf wie ihre Vermutung der Trumpfmajorität gilt. Auch hier greift oftmals das Anzeigen der dritten und freien Fehlfarbe Platz. Beispielsweise zieht der Spieler zunächst ein Fehlfarben-As. Wenn dies läuft, sucht er und hofft, dadurch den Mitspieler einspielen zu können. Der Mitspieler muss freilich auf das Spiel des Rufenden eingehen. Dieser forderte Fehlfarbe, also muss der Gerufene auch Fehlfarbe spielen. Aufgrund der erstgezogenen beiden Farben erkennt er unschwer die dritte freie Farbe, die er jetzt aufspielen sollte, sofern er nicht mit Trümpfen vollgesogen ist. Wie gesagt, wenn die Spielerpartei erkennt, trumpfschwach zu werden, muss man versuchen, das Spiel über Fehlfarben zu gewinnen. Dies wiederum setzt neben dem Eingehen auf das Spiel des Mitspielers auch die Kenntnis des befreundeten Spielers voraus, wodurch das Selbstsuchen sinnvoll sein kann.

Ex-Sauspieler #14713, 09. Februar 2008, um 01:37

Ob oben vorgestellte Varianten im Einzelfall funktionieren, ist freilich nicht sicher. Eine taktische Rafinesse stellen sie allemal dar. Doch darum ging es mir nicht vordergründig. Der Eingangsbeitrag warf die Sinnhaftigkeit eines Eigensuchens oder Eigenaufspiel der Rufsau auf. Eine Antwort hierauf zu geben, ist Intention meines zuvor geschriebenen Beitags.

Pfeifer, 09. Februar 2008, um 19:27

Boah.... Danke Thoralf für diese gelungene Exkursion in Sachen Spieltaktik. Treffender und richtiger geht's nicht.

baumbua, 09. Februar 2008, um 22:04

das einzige, was man noch dazu sagen könnte, auch wenns ne binsenweisheit is: am pc is immer anders wie echt. wenn hier jemand länger braucht, bis er ne karte legt, weis ich ned, ob er nachdenkt oder sich grad ne kippe anzündet oder was auch immer. was ich meine: beim realkopfen seh ich die leut und krieg sowas mit, da gehts halt auch um pokerface. und wenn ich n rufspiel hab und mein partner is n alter kumpel von mir, dann hab ich ganz andre informationen.
ich meine damit NICHT andeutungen über seine karten, oder seufzen, oder sonstwas offensichtliches. wenn z.b. die gegner schon 40 augen ham und mir no nix, dann brauch ich meim kumpel bloß ins gsicht schaun und weiß, ob mir no a chance ham oder ned, obwohl der keine miene verzieht, zumindest ned offensichtlich oder absichtlich.
mit solchen "infos" mache ich vielleicht andere spielzüge als sonst. (z,b. rufsau selber suchen/anspielen.) am pc bin ich viel mehr auf wahrscheinlichkeit und statistik angewiesen. und die sagt einem ja eigentlich, sowas nicht zu machen.
ok, das is real eigentlich dasselbe, nur mit "zusatzfaktoren". und so wird dann etwas unsinniges plötzlich sinnvoll. (hui, der letzte teil war ja fast philosophisch...;))

Altdorfer, 10. Februar 2008, um 00:56

@ Thoralf: Spitzen Kommentar!
Du wärst ein super Mitglied in unserem Team der Nordbayernliga! Deine Überlegungen treffen da genau zu!

Tutut, 10. Februar 2008, um 04:16
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Ex-Sauspieler #14713, 10. Februar 2008, um 11:21

Ich gehe mal davon aus, dass Du mit "da bläde" nicht den Blöderen, d. h. den oder die "dümmeren" Spieler meintest, sondern die "Trumpfblöderen", d. h. die Partei, die weniger Trümpfe hat.

Ex-Sauspieler #11749, 10. Februar 2008, um 13:29

Wenn der Spieler selber sucht (als allererste Aktion im Spiel), verwirrt mich dies als sein Mitspieler. I weiß dann ja ned, was los is. Hat er ned so gute Trümpfe? Will er damit sagen, daß ich Farben spielen soll, weil er die anderen beiden frei is? Zieh ich ihm, wenn ich dann Trumpf spiel, seine paar Trümpfe raus?
Gestern war so ne Situation: Ich werd vom Spieler gesucht, die Gegner machen 36 Augen. Im Verlauf des Spiels stellt sich raus, er hat 5 oder 6 Trumpf - davon auch noch 3 Laufende. Habens dann scho gewonnen (relativ knapp), aber in dem Fall wars echt a Schmarrn ... wär ohne des Suchen Schneider, wenn ned Schwarz gwesen.

Tutut, 10. Februar 2008, um 14:00
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Ex-Sauspieler #14713, 10. Februar 2008, um 19:54
zuletzt bearbeitet am 10. Februar 2008, um 19:56

Das mit "As und 10 gesehen" ist eher ein Spruch aus der Skatwelt. Außerdem kommt es gewaltig auf die Spielsituation an. Angenommen ich sitze vorne mit As, 10, König, 9 einer Farbe sowie den zwei kleinen Untern und ein anderer spielt Wenz mit den zwei alten Untern und den anderen drei Farben inkl. Asse, so wäre es schlicht Wahnsinn, nach dem Aufspiel von As und 10 von der Farbe zu gehen.

Bzgl. des Suchens bzw. Aufspielens der Rufsau verweise ich auf meinen Beitrag nach oben. Kann es sein, dass Du mit der kurzen Karte spielst? Da mag es durchaus anders sein, möchte dies aber nicht weiter beurteilen, da ich stets mit der langen Karte spiele.

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