Tratsch: Die legändere Kartschul´ Detter

steffekk, 18. Oktober 2015, um 20:32

Bericht aus der Mainpost - is ma grad zufällig ins Aug gestochen

http://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/Gaststaetten-und-Restaurants-Kartenspiele-Reitvereine-Traktoren;art433647,8343943

kann aber glaub ich nur ganz lesen wenn ma a Abo hat.

DETTER

Wo bitte geht's zur Kartschul' Detter?

Wer nicht schafkopfen kann, der wird nach Detter in die Kartschule geschickt. Die Suche nach dieser speziellen Bildungseinrichtung führt zu einem verlassenen Gasthaus - und ein paar lustigen Kartbrüdern.Als der Bürgermeister die Frage hört, muss er erst mal lachen. "Die Kartschule? Ohje, mit der sieht's bös aus", sagt Wilhelm Friedrich (CSU). Und in der Tat: Das ehemalige Gasthaus Kenner in der Marktstraße ist ein trostloser Anblick. Der Innenhof wuchert zu, von der Straße aus ist das Gestrüpp kaum zu übersehen. Hier also unterrichteten die einzig wahren Experten des Bayerischen Traditionsspiels ihre Untergebenen? Nun gut.

Verschworene Stammtischbrüder
Sie unterrichteten so gut - und immer nach ihren eigenen Regeln -, dass ihr Ruf bald über die Grenzen des Ortes hinaus drang. Ja, in ganz Unterfranken ist die "Kartschul' Detter" ein Begriff. Mehr noch, ein Inbegriff der hohen Kunst des Kartenspiels, so möchte man sagen. "Das hat sich soweit herumgesprochen, dass man sogar in Würzburg weiß, wo Detter liegt", sagt Friedrich und es schwingt eine ordentliche Portion Stolz in seiner Stimme mit.

"Ach was, das geht noch viel weiter", sagt Karl-Rainer Karg, "in allen Himmelrichtungen kennt man uns." Mit Schwung lädt er Getreidesäcke von einem Traktor ab. "Die Kartschule, das waren mehr oder weniger die Stammtischbrüder", sagt Frank Hägerich, dem der Traktor gehört. "Aber wie lange das her ist... keine Ahnung!"
Die Kartschule ist alt. Sehr alt. Mindestens 100 Jahre, so viel ist sicher. "Da war ich noch nicht auf der Welt", erzählt Karl Nikolai, und er ist 76. "Das ist wie mit der Geschichte vom Dreistelz. Da hat sich einer zu Tode gemischt und es weiß auch keiner, wer's war", erzählt eine Frau im Vorübergehen.

Jedes Kind hier weiß, was die Kartschule ist. Und wenn diese Kinder dann groß sind und sich zum Beispiel beim Kreiswehrersatzamt melden, dann kommt es schon mal vor, dass sich der Chef nach der Kartschule erkundigt. "Es haben ja auch Leute im Gasthaus angerufen und wollten hier einen Kurs buchen", sagt Margareta Reim mit einem Augenzwinkern. Nur leider waren die Kurse immer alle schon voll. Komisch...

Käufer für die Kartschule gesucht
Eine besondere Erinnerung an die Kartschule hat auch Hans Schüßler aus Roßbach. Im Krieg, weit weg von der Heimat, wird der junge Soldat gefragt, wo er denn geboren sei. "Bei Bad Brückenau", sagt er. "Ja, wo denn genau?" "In Detter". Und dann die unschuldige Frage: "Ach, den Ort gibt's wirklich?" Ja, in der Tat. Den Ort gibt's wirklich.

Genauso wie die Stammtischbrüder, die eine eingeschworene Gemeinschaft waren. Der Ehrenbürgermeister Johannes Nikolai war der Vorsitzende der Kartschule, berichtet Erich Kessler und er muss es wissen. Schließlich ist er 79 Jahre alt und hat selbst in der großen Schule der alten Meister gelernt. Aber auch Richard Hähnlein aus Eckarts, Johann Diller vom Haghof und der Wernarzer Pfarrer waren Persönlichkeiten der Detterer Stammtischbrüder. 16 bis 20 Leute werden das gewesen sein, schätzt Kessler. Für eine Partie braucht's immer vier Spieler. Männer, natürlich. "Frauen am Karttisch?", ruft Reinhard Müller, "die haben früher doch nicht fort gedurft!" Aber heute, heute sei man da ja nicht mehr so...

Die besten und gefürchtesten Schafkopfer seien aber immer noch die vom "Öuwerschdn Sinngrund" gewesen.
Wenn die "Strahlemänner", wie sie auch vielerorts wegen ihren auffallend grossen und strahlenden Augen genannt werden, sich über die "Äul" hinauf in die "Heilichen Länder" begaben, dann wäre dies meist einem Raubzug gleich zu setzen gewesen.
Ihre karttechnische Brillianz und ihr Anmut ist bis zum heutigen Tag noch in alle Ohr und wird von Generation zu Generation weiter gegeben.

Ein wenig von diesem alten Glanz erzählt nur noch das Gasthaus.
Das Anwesen sollte versteigert werden, doch es habe sich kein Käufer gefunden, erzählt der Bürgermeister. Die Kartbrüder aber, die gibt's noch, sogar Frauen sind in ihrer Runde. "Wir treffen uns alle acht Tage in einem anderen Haus", erzählt Müller. "Da dürfen aber nur die mitkart', die einen Kurs gemacht haben", fügt der 76-Jährige hinzu. Und einmal im Jahr, traditionell an "Heilig Dreikönig" organisiert der Reitverein ein Schafkopfturnier. Neuerdings gebe es sogar ein Rommé-Turnier im Dorf. "Für die junge Leut' halt", sagt Müller. "Und Frauen", sagt Nikolai. Und beide grinsen.

Ex-Sauspieler #425945, 18. Oktober 2015, um 22:06

Ergreifend, mir kommen die Tränen vor Rührung!

(Na, war a Witz, sie kommen mir vor Lachen!)

Gunthu, 18. Oktober 2015, um 22:26
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Soolbrunzer, 19. Oktober 2015, um 11:03

Ja, in Detter kriegst an Durchblick... und wennsd da scheiterst, wirst nach Seifriedsburg weitergeschickt... 😄

Deibenker, 21. Oktober 2015, um 09:24

Hehe, da hab ich auch mal gespielt. Jung war ich und hatte noch alle Haar auf m Kopf. Und danach weniger Geld in der Tasche. Aber ne gute Wurscht hatten se da und lustig waren die alten Kerle.

Soolbrunzer, 22. Oktober 2015, um 19:19

👍

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